Gemeinsam gegen das Coronavirus - Die Situation in Guinea

Guinea zwischen politischer Gewalt und Angst vor der Pandemie

Die Situation in Guinea-Conakry ist sowohl in gesundheitlicher Hinsicht wie auch auf sozialer Ebene sehr besorgniserregend. Missio Schweiz besuchte ihre Partner in der Diözese N'Zérékoré, Guinea, im November 2019, um die Kampagne für den Weltmissionsmonat Oktober 2020 vorzubereiten. Seit unserem Besuch wurde das Land von politischer Gewalt überschattet und nun sind die ersten Fälle von Coronakranken bestätigt.

«Bis jetzt dachten wir, das Coronavirus sei weit weg, aber jetzt ist es schon da», berichtet einer der Partner von Missio, Pater Jean-Marie Guemou, Generalvikar und Schulleiter der Diözese N'Zérékoré. «Aber Gott sei Dank gibt es in der Region N'Zérèkoré noch keine Fälle», fügt er hinzu. Obwohl das Virus seine Diözese noch nicht erreicht hat, bleibt Pater Guemou wachsam. Das neue Virus bereitet der Bevölkerung, die sich an die Ebola-Epidemie von 2014-2016 erinnert, besondere Sorgen.
Covid-19 wurde zunächst bei zehn Menschen nachgewiesen. Doch die Zahl der Fälle vervielfachte sich rasant und stieg auf über 800. Die Krankenhausstruktur des Landes bietet jedoch keine angemessene Versorgung im Falle einer Pandemie.

Eine politische Krise

Zu dieser latenten Gesundheitskrise kommen noch politische Unruhen hinzu. Das derzeitige Regime nutzte die Wahlen, um für eine Verfassungsänderung zu stimmen. Diese Wahlen, die mehrmals verschoben wurden, wurden von vielen Guineern abgelehnt, die deswegen auf die Strassen gingen. Die Gewalt erreichte am 22. März 2020, dem Wahltag, ihren Höhepunkt: «Wir haben gerade eine weitere sehr schwierige Zeit in unserem Land durchlebt, denn in N’Zérékoré wurden in Parlaments- und Referendumswahlen gewaltsam durchgeführt. Die Gewalt, die zwei Tage andauerte, forderte 21 Tote und mehr als 100 Verletzte. Jetzt ist die Ruhe zurückgekehrt und das Leben hat seinen normalen Rhythmus wieder aufgenommen», fügt Pater Guemou hinzu. Aber der Rhythmus wurde durch das Aufkommen der ansteckenden Krankheit schnell gestört.

Inmitten der Gesundheitskrise wird die Regierung hart kritisiert, da sie sich weigerte, die Wahlen zu annullieren, während die Nachbarländer Schulen und Gotteshäuser geschlossen haben, um Versammlungen zu verhindern. So übernahm die Kirche gleich zu Beginn der Epidemie angesichts der mangelnden Reaktion des Staates die Verantwortung. Die Diözese N’Zérékoré hat ein Sensibilisierungsprogramm in den von der Kirche betriebenen Schulen gestartet. «Wir haben Aufklärungs- und Präventionsarbeit geleistet und wir haben Handwasch- und Toilettenreinigungssets bereitgestellt», sagt Pater Guemou.

Die Kirche übernimmt Verantwortung

Nach den Wahlen hat die Regierung angesichts der schnellen Ausbreitung des Corona-Virus endlich reagiert: Gotteshäuser, Schulen und Bars wurden geschlossen. Die Bevölkerung muss zwischen 21 Uhr und 6 Uhr zuhause bleiben. Tagsüber sind sie verpflichtet, eine Maske zu tragen. In der Hauptstadt Conakry, in der 95% der Corona-Fälle registriert wurden, gibt es eine Ausgangssperre. Das bedeutet, dass niemand die Stadt betreten oder verlassen kann.

Während seines Besuchs vor Ort stellte Missio fest, dass die Kirche viele Institutionen wie z.B. Waisenhäuser betreibt, die trotz des Coronavirus weiter funktionieren müssen. Die Ortskirche bietet auch viele Dienste für die Bevölkerung an, die angesichts der aktuellen Gesundheitskrise mittellos ist. Die Kirche in Guinea lebt hauptsächlich von Spenden, die durch die Schliessung von Gotteshäusern nun fast gänzlich fehlen. Sie muss auch weiterhin eine Bevölkerung begleiten, die nach den Erfahrungen der schrecklichen Ebola-Epidemie in Angst lebt. «Wir sind wirklich besorgt, weil wir nicht über die notwendigen Gesundheitsstrukturen verfügen. Beten Sie für uns», bittet P. Jean-Marie Guemou.

N'Zérékoré-Freiburg, 24. April 2020

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Neuigkeiten aus Guinea


Hilfe für Gefangene

In Guinea sind die Gefängnisse aufgrund mangelnder Nahrung und Hygiene Infektionsherde. Geschwächte Gefangene, die in Zellen zusammengepfercht sind, können leicht an den Folgen einer Covid-19 Erkrankung sterben. Der diözesane Gefängnisseelsorger von N'Zérékoré will deshalb die Ausbreitung von Covid-19 in den Gefängnissen von N'Zérékoré, Lola, Yomou, Beyla und Macenta bekämpfen.

Das Projekt hat mehrere Ziele:

  • Wirksame Verhinderung der Ausbreitung von Covid-19;
  • Bessere Gesundheitsversorgung für Gefangene;
  • Kampf gegen Falschinformationen zum Coronavirus;
  • Sensibilisierung, um die Ansteckung unter den Gefangenen und ihrer Angehörigen zu verhindern;
  • Die Gefangenen mit einer gesunden Ernährung zu versorgen;
  • Die Panik und Angst überwinden, die durch Covid-19 in den Gefängnissen ausgelöst wurde;
  • Begrenzung des Risikos der Ausbreitung von Covid-19 in der Region.

Um diese Ziele zu erreichen will die Gefängnisseelsorge Hygienesets, Desinfektionsmittel, Seife und Masken anschaffen. Geplant ist auch eine Begleitung der Gefangenen und des Gefängnispersonals, um sie auf die Ansteckungsgefahren hinzuweisen und sie für die Mittel zur wirksamen Bekämpfung der Pandemie zu sensibilisieren. Es wird auch ein Follow-up zur ordnungsgemässen Nutzung der Ausrüstung erfolgen.

DIESES PROJEKT wird derzeit im Rahmen des Nothilfe-Fonds unterstützt.
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AUFKLÄRUNg UND HYGIENE-KITS IN SCHULEN

Angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus überwies Missio Schweiz auf Ersuchen der Diözese N'Zérékoré in Guinea einen Betrag von Fr. 5000.- von Präventionsmaterial nach Guinea.

Die Verantwortlichen der Sozialpastoral von N'Zérékoré berichten, dass dank der Spenden Präventionsmaterial an alle katholischen Schulen der Diözese geschickt werden konnte. Nicht weniger als 121 grosse Wasserbehälter mit Hähnen, 121 Liter Javelwasser, 50 Flaschen Handdesinfektionsgele und 6.000 Masken wurden an die Schulen verteilt. Für Schulkinder und Lehrerfamilien wurden Waschsets bereitgestellt. Die Masken, die vor allem an das Lehrpersonal verteilt wurden, trugen dazu bei, die Ansteckung mit dem Virus zu begrenzen. Die Schülerinnen und Schüler wurden ermutigt, sich das Händewaschen zur Gewohnheit zu machen.

Zudem hat die Diözese Massnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung ergriffen, insbesondere um die Realität des Coronavirus und die Bedeutung von Präventivmassnahmen zu erklären. In einem Kontext, in dem 70% der Bevölkerung Analphabeten sind, kommt der Sensibilisierung der Schulkinder besondere Bedeutung zu.

Dieses Projekt ist abgeschlossen. Danke für ihre Unterstützung