«Aus der Liebe heraus kann man alles in Bewegung setzen»

Interview mit Schwester Irma Navarro, Diözesandirektorin der Obras Misionales Ponitificas in Zamora/Ecudaor

Schwester Irma Navarro gehört der Gemeinschaft der «Teresitas» an und ist Diözesandirektorin der OMP (Obras Misionales Pontificias)/Missio) in Zamora/Ecuador. 

Missio: Der Slogan der Kampagne zum Weltmissionsmonat 2023 lautet: «Brennende Herzen, begeisterte Schritte»: Was bedeutet dieses Motto für Sie, die Sie mit der Vorbereitung dieser Kampagne betraut sind?

Sr Irma: Das Motto 2023 ist grundlegend für das, was ich im Apostolischen Vikariat tue und was ich gerne tue. Das war schon in meinen früheren Engagements der Fall, denn missionarisch tätig muss man überall sein. Das Herz bringt die Ideen und die Liebe zum Leben, die Füsse helfen um auf andere zuzugehen. Wenn das Herz nicht brennt, wie bei den Jüngern von Emmaus, ist eine Evangelisierung nicht möglich.

Ich denke dabei an den Satz von Therese vom Kinde Jesus, der Patronin meiner Kongregation: «Ich möchte die Liebe sein.» Aus der Liebe heraus kann man alles in Bewegung setzen: die Füsse und die Hände; man kann die Stimme brauchen: zuhören und verkünden. Im Herzen entstehen kreative Ideen, die zur Tat werden, sich in Hilfe und Unterstützung für diejenigen verwandeln, die in einer missionarischen Kirche engagiert sind.

Missio: Sind die Kirche in Ecuador und in Zamora im Rahmen der Synode über Partizipation, Mission und Gemeinschaft gemeinsam auf dem Weg?

Sr Irma: Diese Synode lädt uns ein, in Gemeinschaft, Partizipation und Mission unterwegs zu sein. Das ist eindeutig etwas Neues für uns.
In Ecuador kennen wir die «Minga». Bei indigenen Völkern ist das eine bekannte Art des gemeinsamen Voranschreitens, bei der sich alle für eine gemeinsam zu erledigende Arbeit, für
ein gemeinsames Ziel zusammenfinden. Die Teilnahme und das gemeinsame Arbeiten befinden sich also schon in unseren uralten Wurzeln. Wenn wir aktiv werden wollen, starten wir eine «Minga».

Wenn wir die «Minga» auf die Kirche übertragen, bedeutet das, dass wir uns alle am Gemeinwohl beteiligen. Die «Minga» umfasst die Gemeinschaft und die Beteiligung von Kindern,
Jugendlichen, erwachsenen Frauen und Männern und älteren Menschen.
Die Mission gehört somit zu den tiefsten Traditionen der Menschen in Ecuador.

Wenn man wie wir von Gott dermassen gesegnet ist, kann man das nicht für sich behalten, sondern teilt es mit anderen. Die Menschen im Süden des Landes sind stark marianisch verwurzelt. Sie haben die Botschaft von Jesus Christus empfangen und geben sie jetzt weiter, indem sie erzählen, was sie erlebt und erfahren haben. Auf diese Weise erleben wir die Synodalität in den entlegenen Regionen.
Wir sind glücklich, dass die Menschen sich einbringen und ihre Meinung äussern. Sie haben ihre alten Ängste überwunden. Die Sprache ist freier geworden und die Menschen trauen sich, Fragen zu stellen und sich zu beschweren. Dieser Prozess hat uns geholfen, das Evangelium mit Klarheit und mit dem Schwung zu leben, den der Geist uns verleiht, um die Kirche der Zukunft aufzubauen.

Die Synode ist eine Gnade Gottes, denn sie gibt uns die Chance, ins Gespräch miteinander zu kommen, uns bewusst am Prozess zu beteiligen und missionarischer zu werden.

Missio: Was wünschen Sie sich für die Weltkirche?

Sr Irma: Nun, es fällt mir schwer auszuwählen! Es gibt so viele Wünsche. Sind sie alle erfüllbar? Hoffen wir es! In der missionarischen Kirche beten wir füreinander.

Ich persönlich möchte der europäischen Kirche danken. Aus verschiedenen Ländern sind Missionare gekommen, um mein Land zu evangelisieren. Ich habe persönlich mit einem Schweizer Redemptoristen-Bischof zusammengearbeitet, der sehr missionarisch war und in mir einen starken missionarischen Impuls, eine Vorliebe für Gemeinschaft und Spiritualität hinterlassen hat. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich in dieser Gemeinschaft fortfahren kann.

Am Anfang war die Evangelisierung über die Missionare. Jetzt beteiligen wir uns gleichberechtigt daran, sowohl spirituell als auch materiell.

In Ecuador gibt es viele Gemeinden, die Aufgabe der keinerlei Mittel verfügen. Wenn in Ihren Herzen das Bedürfnis spüren, uns zu helfen, sage ich Ihnen danke. Wir werden für Sie beten. Und wenn Sie Missionare brauchen, können wir durch einen Austausch von Personen eine Lösung suchen. Und wenn jemand kommen möchte, ist er herzlich willkommen!

In einer Zeit, in der die Spiritualität in Europa stark abgenommen hat, ist es gut, dass diese neue Gemeinschaft wächst und dass wir zusammen mit anderen Völkern in dieser Spiritualität leben können.